Achtsamkeit7 Säulen der Resilienz – Säule 1: Optimismus

7 Säulen der Resilienz – Säule 1: Optimismus

Dr. Sita Silvia Sitter stellt dir im Rahmen einer Artikelserie die 7 Säulen der Resilienz vor. Hier liest du mehr über die Säule 1: Optimismus oder „Mal prinzipiell vom Guten ausgehen“

Resilienz – sie ist die Fähigkeit, mit schwierigen Zeiten im Leben zurechtzukommen, indem wir auf eigene und sozial vermittelte Ressourcen zurückgreifen und Krisen für unsere persönliche Entwicklung zu nutzen. Resilienz zu trainieren heißt, unsere innere Stärke und unsere Widerstandsfähigkeit zu vergrößern. Es gibt sieben Säulen, auf denen Resilienz aufbaut. Die erste davon: der Optimismus.

Das Beste zuerst

Optimismus (von lat.: optimum, „das Beste“) ist eine wesentliche Grundlage für jede Konflikt- oder Krisenbewältigung. Überzeugt zu sein, dass das Leben langfristig mehr Gutes als Schlechtes für uns bringt sowie den eigenen Handlungs- und Gestaltungsspielraum zu erkennen und zu nutzen, sind wesentliche Merkmale einer optimistischen Lebenshaltung. Optimismus hilft uns, von innen heraus zu strahlen und schafft die Basis für ein stabiles, angenehmes Lebensgefühl.

Nun gibt es Menschen, die grundsätzlich eine positive Lebensperspektive haben und „mal prinzipiell vom Guten ausgehen“. Und dann gibt es Menschen, die durch Lebenskrisen oder bestimmte Erfahrungen diese Grundhaltung eher nicht, nicht mehr oder noch nicht einnehmen können. Denn Fakt ist: Optimismus ist lernbar.

Der deutsche Arzt Theodor D. Petzold hebt hervor:

“Heute kann man mithilfe von Erkenntnissen aus der Hirnforschung auch physiologisch begründen, warum die Frage oft wichtiger als die Antwort ist: Eine Frage aktiviert das Denken und lässt den Menschen nach einer Antwort suchen. Er  kann dann – möglicherweise im Dialog – die Antwort finden, die für ihn ganz individuell gerade die richtige, die passende ist, um seinen nächsten Schritt im Leben zu gehen.” [1]

 

Daher möchte ich dir im Folgenden ein paar Fragen anbieten, lass durch sie dein Denken erwachen und ermögliche deiner Selbstregulation, dort angeregt zu werden, wo gerade Bedarf ist. Wenn du dir kurz Zeit für eine Bestandsaufnahme nehmen möchtest, führe dir mit folgenden Fragen vor Augen, welche Einstellungen du zum Thema Optimismus mitbringst:

Was bedeutet Optimismus für dich?

Würdest du von dir sagen, dass du ein zuversichtlicher Mensch bist? Wenn ja, wie drückt sich diese Haltung konkret bei dir aus?

Wenn du vor einer schwierigen Aufgabe oder Situation stehst, worauf richtest du zuerst und automatisch deine Aufmerksamkeit?

Welche Wege zu mehr Optimismus fallen dir ein?

Resilienz

Alles andere als blauäugig

Optimismus bedeutet nicht, sich alles schön zu reden, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen oder sie zu verdrängen. Vielmehr zeichnet er sich durch eine große Portion Realismus aus; zu akzeptieren, dass Niederlagen und Krisen zum Leben dazugehören. Optimismus lässt uns erkennen, dass schwere Zeiten auch vorübergehen und macht es uns möglich, auf einen positiven Ausgang zu hoffen sowie aktiv darauf hinzuarbeiten.

Mit welcher Grundeinstellung wir auf die Welt schauen und auf die Menschen unserer Umgebung zugehen, wirkt wie ein Sieb für unsere Wahrnehmung. Wir sehen, hören und verarbeiten bevorzugt die Anteile, die wir erwarten und die unsere Vorannahmen bestätigen oder wie der Maler Henri Matisse gesagt haben soll: „Es gibt überall Blumen für den, der sie sehen will.“ Beziehungsweise gibt es überall Drama für den, der es sehen will.

Häufig neigen wir zu Verallgemeinerungen: „Alle sind immer so gemein zu mir….“ Solche Sichtweisen machen uns hilflos, antriebslos. Viel hilfreicher ist, genau, sehr genau hinzusehen und zu differenzieren. Überwiegend sehen wir all das, was nicht geht, konzentrieren uns auf das, was wir nicht können.

Was hindert uns daran, uns auf das zu konzentrieren, was jetzt, unter diesen Umständen, möglich ist?

Wie denkst du über dich selbst?

Was traust du dir zu?

Bringst du dir selbst Respekt und Wertschätzung entgegen?

Sprichst du dir in schwierigen Zeiten Mut zu?

Oder wertest du dich und deine Fähigkeiten in Gedanken und inneren Gesprächen ab?

Ein optimistisches Selbstbild bedeutet nicht unkritische Selbstüberschätzung. Es bedeutet auch nicht, Unzulänglichkeiten zu bagatellisieren, sondern sie wahrzunehmen, zu wissen, dass Fähigkeiten und Möglichkeiten begrenzt sind und gleichzeitig an die Selbstwirksamkeit zu glauben, dass Probleme gelöst und Lebensphasen gemeistert werden können.

Ein jüdisches Sprichwort sagt:

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte,

achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten,

achte auf deine Taten, denn sie werden deine Gewohnheiten.“[2]

Unsere Gedanken, unsere inneren Monologe bestimmen wesentlich, wie wir uns fühlen und wie wir handeln. Diesen achtungsvoll und bewusst zu begegnen, kann zu mehr Lebensfreude beitragen. Wer beispielsweise überzeugt ist, dass er immer respektlos behandelt wird, achtet auf jedes Anzeichen, dass es so sein könnte und sieht sich so in seiner Überzeugung bestätigt.

Unsere Botschaften an uns selbst formen auch unser Selbstbild.

Wann und wie wertest du dich in deinen Gedanken selbst ab?

Wenn du dir einen Moment Zeit nehmen möchtest, finde einen herabsetzenden Gedanken oder eine abwertende Aussage über dich und transformiere diese in eine wertschätzende.

Statt uns selbst verallgemeinernd abzuwerten, können wir sachlich die Tatsachen feststellen, statt mit uns zu schimpfen, können wir Lehren aus der Erfahrung ziehen, und statt zu grübeln, können wir den Weg zu selbstbestimmtem Handeln beschreiten.

 

Das entscheidende Mehr

Die vielen negativen Ereignisse und Bewertungen in Nachrichten und Gerüchten machen uns defensiv, ungehalten, ängstlich. Es entsteht leicht die Vorstellung, dass wir in einer Welt leben, in der nur – nämlich nur – Gewalt, Betrug, Korruption und Egoismus herrschen. Dabei verlieren wir aus den Augen, dass diese Ereignisse mitgeteilt werden, eben weil sie nicht die Norm sind. Erst wenn wir uns bewusst machen, wie viel Positives uns umgibt, finden wir die Möglichkeiten und die Kraft, dort etwas gegen Missstände zu unternehmen, wo wir Einfluss haben. Wir achten sehr auf unsere Nahrung, doch machen wir uns auch bewusst, welche geistige Nahrung wir uns täglich ungefiltert zuführen? Und welche Wirkung diese in unserem Denken und Fühlen entfaltet?

„Mit der Resilienz ist es wie mit dem Glück: Ein bisschen bekommt jeder als Geschenk mit auf den Weg, den Rest, das entscheidende „Mehr“, muss jeder sich selbst erarbeiten.“[3]

Literatur :

Gruhl, Monika: Resilienz. Die Strategie der Stehauf-Menschen. Krisen meistern mit innerer Widerstandskraft. Freiburg im Breisgau: Kreuz 2014.

Heller, Jutta: Resilienz. 7 Schlüssel für mehr innere Stärke. München: Gräfe und Unzer 2013

Rampe, Micheline: Der R-Faktor. Das Geheimnis unserer inneren Stärke. München: Knaur 2005


[1] Petzold, Theodor Dierk: Gesundheit ist ansteckend. Praxisbuch Salutogenese. München: Irisiana 2013, S. 30.

[2] Rampe: Der R-Faktor: S. 50.

[3] Rampe: Der R-Faktor: S. 19.

 

Fotocredits: Designed by Freepik

Autorin:

Dr.med. Sita Silvia Sitter

Dr. med. Sita Silvia Sitter ist Therapeutin in eigener Praxis in Wien. Praxisschwerpunkte: Beschwerden des Bewegungsapparats, postoperative Beschwerden, Stress- und Überlastungssymptome, vegetative Dysbalancen, Traumabewältigung, Burnout- und Stressbewältigung, Salutogenese und Resilienztraining, Bewusstseinsschulung und philosophische Praxis, Visionsentwicklung. Dr. med. Sita Silvia Sitter – – Email: sita@sita-balance.at – – sita-balance.at

Akshara Logo rechteckig

AKSHARA GmbH Mödling

Grenzgasse 40
2340 Mödling

+43 664 197 5946
rezeption@akshara.at

Folge uns auf